Vom Rollstuhl aus sind Gefahrensituationen im Straßenverkehr schwer einzuschätzen, da der Rollstullfahrer nur schlecht um parkende Autos herum oder über sie hinwegsehen kann. Vier Studierende der Westfälischen Hochschule entwickelten für solche Verkehrssituationen einen „Wheelchair Traffic Assistant“, der dem Rollstuhlfahrer durch zusätzliche Sensoren und Kameras helfen soll. Umsetzung und Test machten die Studierenden simuliert in „virtual reality“. Foto links: Florian Borsum, Simulationsfotos rechts: Maike Ihmig
(BL) Im Berichtsband zur Konferenz „Mensch und Computer“ stellen die Studierenden ihre Arbeit selbst vor: „Barrierefreiheit hat sich über die letzten Jahre zu einem wichtigen Prinzip in der Gesellschaft und im Bauwesen entwickelt. Trotzdem ist Barrierefreiheit in vielen Bereichen noch ungenügend umgesetzt. Gehbehinderungen oder Lähmungen wie zum Beispiel die Tetraplegie (Lähmung aller vier Gliedmaßen) machen sogar das Überqueren der Straße zu einer gefährlichen Situation. Personen im Rollstuhl können aufgrund der sitzenden Position nur schlecht um parkende Autos herum oder über sie hinwegsehen, um die Gefahrensituation einzuschätzen. Dieses Paper stellt ein Konzept für ein Assistenzsystem zur sicheren Straßenüberquerung vor, das Personen, die einen Rollstuhl benutzen, insbesondere Tetraplegiker, dabei unterstützen soll, die Straße an schlecht einsehbaren Stellen zu überqueren und diese bei der Einschätzung der Situation zu unterstützen und vor Gefahren zu warnen. Das Konzept basiert auf der Idee, Daten von am Rollstuhl befestigten Sensoren und Kameras in Echtzeit auszuwerten und diese auf einem Bildschirm darzustellen. Der Nutzer soll durch ein barrierefreies Navigationskonzept zwischen drei Ansichten (Kamerasicht, Vogelperspektive, Rückspiegel) navigieren können.“*
Konzept, Verwendbarkeit und Benutzerfreundlichkeit überzeugten die Jury bei der 2019er „Usability Challenge“ der Konferenz „Mensch und Computer“ in der Kategorie der Master-Studiengänge so sehr, dass sie die Studierenden auf Rang 1 platzierte und diese ihre Arbeit auf der Konferenz in Hamburg vor Fachpublikum selbst präsentieren durften. Eine entsprechende Urkunde belegt ihren Erfolg. Wichtig für das Juryurteil war auch, so die Studierenden, dass sie ihr virtuelles Konzept mit echten Menschen und Rollstuhlfahrern getestet hätten. In diesem Jahr waren „Assistenzsysteme in kritischen Arbeitsfeldern“ das Thema des Wettbewerbs. Technische Systeme – so die Ausschreibung – helfen immer mehr bei der Arbeit, sie übernehmen damit aber auch mehr Verantwortung. Fehler bei der Anwendung könnten daher schicksalshafte Auswirkungen haben, sowohl im Handwerk, im Gesundheits- oder Finanzwesen, aber auch im Haushalt. Mit ihren Wettbewerbsbeiträgen sollten die Studierenden mit den Methoden des „Usability Engineering“ den Prototypen eines Assistenzsystems entwerfen, das die Nutzung von konkreter Hard- und/oder Software in kritischen Umgebungen sicherer macht.
*Becker, M., Borsum, F., Ihmig, M. & Terbeck, C., (2019). Wheelchair Traffic Assistant – ein Konzept für mehr Sicherheit durch Usability. In: Mensch und Computer 2019 – Workshopband. Bonn: Gesellschaft für Informatik e.V. DOI: 10.18420/muc2019-ws-379
Vom Rollstuhl aus sind Gefahrensituationen im Straßenverkehr schwer einzuschätzen, da der Rollstullfahrer nur schlecht um parkende Autos herum oder über sie hinwegsehen kann. Vier Studierende der Westfälischen Hochschule entwickelten für solche Verkehrssituationen einen „Wheelchair Traffic Assistant“, der dem Rollstuhlfahrer durch zusätzliche Sensoren und Kameras helfen soll. Umsetzung und Test machten die Studierenden simuliert in „virtual reality“. Foto links: Florian Borsum, Simulationsfotos rechts: Maike Ihmig
Mit ihrem Konzept für einen Rollstuhl-Verkehrsassistenten konnten die Studierenden (v.l.n.r.) Maike Ihmig, Florian Borsum, Marvin Becker und Clara Terbeck die Jury beim Usability-Wettbewerb 2019 in der Kategorie „Masterstudiengänge“ überzeugen. Links: Prof. Dr. Jens Gerken, rechts: Prof. Dr. Andreas Heinecke. Foto: WH